Lange bevor Doom die PC Welt im Sturm eroberte, hat id software den Großvater der Egoshooter herausgebracht. Es hat zwar nicht ganz so viele Begeisterungsstürme ausgelöst, wie das dämonische Doom, blickt aber dennoch auf eine treue Anhängerschaft zurück. Worum geht’s hier also?
Inspiriert durch die Spiele Castle Wolfenstein und Beyond Castle Wolfenstein, von Muse 1981 und 1984 herausgebracht, spielt Wolf 3D in den 1940ern während des Zweiten Weltkriegs. Du übernimmst die Rolle von William "B.J." Blazkowicz, der sich gezwungen sieht, die Nazis dort im Alleingang auszuschalten, um aus dem Schloss zu fliehen und der Naziherrschaft ein Ende zu bereiten. In insgesamt sechs Episoden (mit je 10 Leveln und je einem Endgegner) stehen dir vier Waffentypen zur Verfügung, um dich der Nazis zu entledigen. Deine Standardwaffe ist ein Messer, aber du kannst eine Pistole, ein Maschinengewehr und ein schweres Maschinengewehr aufnehmen, um die Gegner schneller umzunieten. Apropos Feinde, sie reichen von einfachen Soldaten und Wachhunden über Mutanten und Offiziere und es gibt eine Menge von ihnen. Die Level, in denen du die Bösen erschießt, beginnen klein und einfach, nehmen aber in Größe und Komplexität zu, während das Spiel fortschreitet. Sie bestehen aus Blöcken, als wären sie erst auf Papier gezeichnet und direkt ins Spiel übertragen worden. Trotzdem gibt es viele Geheimräume mit Gesundheit, Munition und Schätzen.
Natürlich wirkt die Grafik einfach, verglichen mit heutigen Egoshootern, aber was erwartest du von einem Spiel, das die Grundlage eines ganzen Genres war? Die Musik ist minimalistisch, dennoch gut umgesetzt und die Geräuscheffekte bestehen aus Tür- und Waffengeräuschen sowie aus deutschen Sprachaufnahmen. Es gibt weder Decken- noch Bodentexturen und alles wird recht pixelig, sobald du näher herantrittst. Das kann man dem Spiel aber schlecht vorwerfen, da „3D“ eine absolute Neuerung in dieser Zeit war. Außerdem läuft das Spiel dadurch sehr flüssig, was Action, trotz der technischen Grenzen der damaligen Zeit, garantiert. Du wirst auch bemerken, dass der Schwierigkeitsgrad stetig zunimmt, also ist das Spiel eine schöne Herausforderung.
Wenn es negative Aspekte an diesem Spiel gibt, dann, dass du dich vor- und zurückbewegst, wenn du die Maus nach oben oder nach unten bewegst und nach links oder rechts gehst du, indem du eine Taste gedrückt hältst und die Maus seitwärts bewegst. Es vermiest einem das Spiel nicht, aber man muss sich eingewöhnen, daher wäre es schön gewesen, hätte man mehrere Optionen zur Auswahl. Außerdem fehlt eine Karte, die zeigt, wo du gewesen beziehungsweise noch nicht gewesen bist, ähnlich wie bei Doom. Wolf 3D hätte sehr davon profitiert, da die späteren Level verwirrend sein können und da sich die Areale durch das Grafikdesign sehr ähneln.
Was soll ich also noch über Wolf 3D sagen? Es hat ein Genre geschaffen. Du nietest Nazis um, hast dafür nur vier Waffen, verlässt dich auf die Extraleben (ungewöhnlich für einen Egoshooter) und die Level versetzen dich schnell in den Zustand absoluter Orientierungslosigkeit („Bin ich hier schon gewesen?“). Obwohl das so ist, trübt weder das simple Design noch die vorher genannten Dinge den Spielspaß, der sich einstellt, wenn man Hitler die Suppe versalzt. Siehst du über die Grafik hinweg (die eigentlich nicht wirklich 3D ist) und kannst du dich mit den rudimentären Optionen abfinden, dann wirst du eine gute Zeit damit haben.
In der Dosbox läuft es gut, wenn man die Taktrate auf ungefähr 6000 Cycles stellt.