Jagdsimulationen waren schon immer eine kleine Nische innerhalb des Computerspielemarktes. Das Spiel Deer Hunter war so etwas wie der König diese Genres, das für die meisten Spieler als die Ausgeburt der Langeweile gilt. Man geht in einen Wald ... und erschießt einen Hirsch; wenn man Glück hat und man nicht entdeckt wird und der Hirsch flüchtet. Bambo (eine Mischung aus Bambi und Rambo; eine ganz tiefe Verbeugung vor den Entwicklern an dieser Stelle), ein ziemlicher Macho-Hirsch dachte sich dasselbe aber wusste nichts dagegen zu tun. Eines Tages jedoch flippte Bambo aus, bewaffnete sich bis an die Zähne und beschloss die Karten umzudrehen und so wurde aus dem Jäger der Gejagte.
Das Spiel ist sehr offen gestaltet: es gibt weder Missionen, Level oder etwas in der Art. Bewaffnet Euch einfach (mit einem M-16 Sturmgewehr, einer Bazooka oder einer Steinschleuder) und geht in eines der folgenden drei Gebiete auf die Jagd: das schneebedeckte Minnesota, das Hinterland von West Virgina oder Connecticut. Auf der darauffolgenden Kartenansicht müsst Ihr einen Kreis bewegen um ein kleines Gebiet nach Hinweisen von Jägern abzusuchen (Pornozeitschriften, Bierdosen, Toilettenpapier etc.). Wenn Ihr anschließend den "Hunt"-Button klickt, wechselt Ihr in eine Ego-Ansicht, in der die eigentliche Jagd stattfindet. Man kann sich um 360 Grad drehen und ein bisschen nach oben und nach unten schauen und gesteuert wird per Maus. Die Aufmerksamkeit der Jäger erregt Ihr mit Fürzen oder einer breiten Palette von lustigen Rufen. Hört man Schritte oder Stimmen, sind die Jäger in Reichweite und Ihr könnt sie anvisieren und abknallen. Es gibt sieben verschiedene Jäger (Earl, Jedd, Tad, Tree Hugger, Bubba, Tree Man und Biff), die als Trophäe an Eurer Wand enden können. Für jeden Jäger hält das Spiel eine eigene Sterbeanimation parat, die auch noch variieren kann, je nachdem mit welcher Waffe Ihr dem jeweiligen Jäger das Licht ausknipst. Zusätzlich steht Euch auch ein Fernglas zur Verfügung, was sich jedoch als ziemlich nutzlos herausstellt obwohl man mit ihm auch andere lustige Dinge anstellen kann.
Die Grafik ist ganz nett gemacht: die Hintergründe sind fotorealistisch und alle bewegten Objekte sind im Zeichentrickstil angelegt. Die Jäger selbst decken eine große Bandbreite von Klischees ab: vom arroganten Businessschnösel bis hin zum Hinterwäldler. Es gibt einige Hintergrundgeräusche für die Waldkulisse und wie in jedem guten Jagdspiel existiert keine Musik. Was den Spieler hier wirklich bei der Laune hält, ist der Humor und die Kommentare unseres heldenhaften Hirsches und seiner Beute. Wirklich alles hier ist ironisch überzeichnet und durch die großartige Komik möchte man länger als üblich spielen. Der Hirsch, Bambo ist einem Wort zusammengefasst, großartig: seine Bemerkungen sind sprichwörtlich zum Schießen und werde Euch aus dem Nichts umhauen.
Deer Avenger ist ein exzellentes parodistisches Spiel; ideal um beim Nachmittagskaffe ein wenig auszuspannen. Blöderweise ist das auch schon der Nachteil des Spiels: hat man erst einmal alle Jäger erlegt, bleibt wenig bis gar keine Motivation zum Spiel zurückzukehren - zumindest für eine ganze Weile. Aber irgendwann fängt man an Bambo zu vermissen und der Wahnsinn beginnt von neuem.